Sacred Sites in Wild Nature
Heilige Orte in der wilden Natur sind besondere, ungewöhnliche Plätze, die auf natürliche Weise entstanden sind und die den Menschen besonders intensiv ansprechen. Sie können seinen Geist inspirieren, sein Herz berühren, sein ästhetisches Empfinden erfreuen und seine Seele erfüllen. Es sind Orte, an denen der menschliche Geist mit höheren Dimensionen kommunizieren kann, ob nun eher unbewusst oder in eine bestimmte Richtung gedeutet. Sacred Sites kann man also als Orte der spirituellen Kommunikation verstehen.
Der KAILASH in Tibet oder der ULURU in Australien sind besondere Berge. Jeder Mensch spürt dies sofort. Ist er Buddhist, Hinduist oder ein Bön-Pa, dann wird er den Kailash in bestimmter Weise interpretieren. Dem Kailash ist das egal, denn er ist alles und mehr, als der Mensch jemals zu erfassen vermag. Das gleiche gilt für den Uluru, den die Aborigines naturgemäß anders erleben als die Massentouristen.
Künstler bringen in ihren Bildern das Wesen heiliger Orte zum Ausdruck. Dabei haben sie vielleicht eine bestimmte spirituelle Perspektive, aber der Betrachter der Bilder kann diese so deuten, wie er sie versteht. Der Watzmann von Casper David Friedrich kann christlich interpretiert werden, aber er muss es nicht, er kann auch schamanisch oder neutral psychologisch interpretiert werden, denn Kunstwerke sind immer polydimensional. Sie spiegeln die Natur wider, die ebenfalls unterschiedlich betrachtet werden kann, vom bloßen Nützlichkeitsfaktor, den der Landwirt oder der Förster sehen mag, bis hin zu subtilen spirituellen Deutungen religiöser Menschen. Alles ist möglich, und das ist gut.
Der Kailash gehört nicht den Buddhisten Tibets, wenn es auch ihr heiligster Berg ist. Der Kailash gehört sich selbst. Wie die Menschen ihn deuten, das ist ihre Sache, und zeigt ihr Niveau, ihr Verständnis, ihre geistige Offenheit. Dies Prinzip betrifft alle anderen sacred sites, wo immer sie sich auf der Erde befinden mögen.
Die von mir gemalten sacred sites befinden sich nicht nur im Zentrum des Hopi-Reservats bei Kykotsmovi auf der Second Mesa oder bei Sedona (Arizona), sondern auch in Norddeutschland. Im Harz und in der Heide finden sich viele bedeutsame Plätze, die alles andere als banal oder trivial sind. Man muss sie nur richtig erkennen. Das fällt im eigenen Land vielleicht manchmal schwer. (2005)
Wildlife -ART
Hinweise zu einigen wichtigen Begriffen:
Tiere: sind besondere Lebewesen, haben eine höhere, symbolische, spirituelle Bedeutung.
Landschaft: die vom Menschen unberührte Natur ist nicht nur Lebensraum, sondern so etwas wie ein "Tempel".
Schönheit: nicht nur äußerliche Ästhetik, sondern vielschichtig, vielseitig, ganzheitlich harmonisch. Das Gleichgewicht der Natur.
Schamanismus: alle tiefen Naturreligionen auf der Erde, die mit den elementaren Kräften der Natur arbeiten, diese achten und verehren.
Spiritualität: höchste geistige Ebene des Menschen, nicht an eine bestimmte Religion gebunden.
Mensch: nicht das dominante Lebewesen, sondern der Hüter, der Bewahrer von MUTTER ERDE.
Meditation: Versenkung und tiefe Verbundenheit mit der Natur.
Kunst: Ausdruck des Schönen, Edlen, Wahren und Guten; orientiert sich an der wilden Schönheit der Natur.
oder das Verhältnis zwischen Kunst, Natur und Spiritualität
Ich male magisch-realistische Bilder von
Tieren in großen, weiten Landschaften. Die einzelnen Tiere repräsentieren fokussiertes,
individualisiertes Bewusstsein. Sie werden meist in mehr oder weniger meditativen
Haltungen gemalt, so dass sie Ruhe, Gelassenheit und Harmonie mit der Welt und
Natur zum Ausdruck bringen. Meine Tiere sind stille Tiere der Kraft und der
Weisheit.
Gleichzeitig spiegeln die Tiere
in den weiten Landschaften immer auch unseren individualisierten Geist im Verhältnis
zum universellen, kosmischen Geist wider. Das einzelne Tier wird als integriert
in den Geist der ganzen Natur dargestellt. Es ist immer mit dem ganzen Bewusstsein
von Mutter Erde verbunden.
Jedes einzelne Tier befindet sich in einer weiten, offenen und meist leeren
Landschaft, die den Raum des klaren, reinen Bewußtseins darstellen soll. Meine
Landschaften sind immer geistige, vom Geist der Wildnis erfüllte Landschaften
mit wenigen symbolischen Elementen wie Steinen, Bäumen, Wolken und vor allem
Bergen. Es sind unberührte, leere Landschaften, unberührt von der menschlichen
Nervosität und Aktivität. So gesehen könnte man sagen, dass ich schöne, harmonische
Gegenwelten male. Aber ich sehe das so, dass diese Welten sehr wohl vorhanden
sind, und zwar ganz konkret und sichtbar - sogar vor meiner eigenen Haustür!
Mittlerweile ist jedoch so viel zerstört worden, und wird weiter blind und blöd
zerstört, dass die Bewahrung der wilden Schönheit eine neue progressive Qualität
bekommen hat. Die Schönheit der wilden Natur hat eine harmonische, ganzheitliche
Qualität vor allem dann, wenn man die tiefenökologischen und die spirituellen
Aspekte sieht und erkennt. Es ist bei weiten nicht nur eine ästhetische Qualität,
oder gar nur eine idyllisch zu nennende, sondern eine sehr geistige, ganzheitliche
Schönheit, wenn man das Gewebe des Lebens mit dem ganzen Sein fühlt und begreift.
Leider ist es jedoch so, dass sich nach meiner
Einschätzung die Mehrheit der Menschheit unterwegs in die Richtung einer künstlichen,
total technisierten Welt befindet. Vielleicht hat sich die Menschheit sogar
bereits gespalten in die Natur-Menschen, und diejenigen, die nur in und mit
Technik leben wollen, die nur auf den Highways zwischen den Megastädten hin
und herfahren wollen, denen die Natur, die Landschaft völlig egal ist. ( Über
die billigen Kompromisse von Naturschutz und der tatsächlich totalitären Wirtschaft
rede ich nicht mehr. Auch über die Lust am Killen der Jäger, die Abholzerei
durch die Forstämter, die Abholzerei durch die Straßenmeistereien etc. etc.
sollten wir uns keine Illusionen machen. )
Ich verstehe meine Bilder als progressives Gegenprogramm gegen die weitere Zerstörung
der ursprünglichen Natur und dem Vollstopfen der Welt mit technologischem Spielzeug:
allein diese vielen Windräder und Mobilfunktürme der letzten Jahre ! ( Ich bin
mir des Widerspruchs, all dies im Internet zu präsentieren, sehr wohl bewusst.
) Mehr leuchtende Leerheit täte der Welt gut !Mehr schöne, ursprüngliche, natürliche
Landschaft für die wilde (indianische) Seele des Menschen ! Es gibt viele Menschen,
viele Künstler, die die unverdorbene, nicht vom Menschen veränderte Natur lieben,
nicht erst heute (2003), auch schon in den vergangenen Jahrhunderten, aber die
Mehrheit der Menschen tut genau das Gegenteil. Und weil sie sich so verhält,
möchte ich ein Gegengewicht setzen.
Jede Kunst, jede Kunstform drückt auch immer eine geistige Haltung, eine Mentalität,
eine Philosophie, eine Religion aus. Ob das bewusst geschieht oder nicht, ist
weniger wichtig. Es ist gar nicht möglich, ohne eine bestimmte Philosophie oder
ohne eine kommunikative Intention Kunst zu machen. Immer drückt sich Bewusstsein
aus, immer will der Mensch kommunizieren. Nehmen wir einmal zwei extreme Pole.
In der Kunst der Steinzeit drückt sich das animistische, schamanische, naturmystische
Bewusstsein aus, das die Kräfte der Natzur beschwören und feiern will. In der
Pop-Art das mit Formen und Farben spielende, manchmal geradezu infantile Bewusstsein,
das vielleicht die Leistunsgesellschaft kritisieren will, inzwischen nach einigen
Jahrzehnten aber genau das Gegenteil tut.
Das sich in meinen Bildern ausdrückende Bewusstsein
ist ein schamanisches. Schamanismus ist weit mehr als nur eine archaische Medizintechnik
oder die Religion der Steinzeitjäger. All die Forschungen der letzten Jahrzehnte
haben gezeigt, dass der Schamanismus eine sehr tiefe, ökologische, ethische,
ganzheitliche, komplexe, naturverbundene Religion, Philosophie und Lebenspraxis
ist. Er ist eine lebbare Alternative zur oberflächlichen Spass- und Konsumkultur
und zum Plan, die Welt durch Technologie total neu zu gestalten. "Und eines
Tages werden wir im Körper eines Roboters aufwachen und unsterblich sein",
so die typische Vision eines Wissenschaftlers in einer Fernsehsendung über die
Zukunft des Menschen.
Schamanische Kunst liebt die wilde
Natur so, wie sie ist. (Also keine Kunst, die die Welt der Technologie
und der Künstlichkeit fördert. Solch eine Kunst ist eine Kunst für die Besiedelung
des Mars ! Gute Reise ! )
Schamanische Kunst liebt die ursprüngliche Schönheit der wilden Natur. ( Also keine abstrakte, distanzierte Form von Kunst.)
Schamanische Kunst feiert die Heiligkeit der Natur, von MUTTER ERDE. Es ist spirituelle Kunst. (Also keine infantile, subjektivistische, oft recht ego-zentrische Spielerei mit Formen und Farben.)
Schamanische Kunst ist eine ganzheitliche Kunst. Sie steht in einem Kontext zu gelebter und täglich praktizierter Spiritualität, die eine Einheit mit allen Aktivitäten des Alltags bildet. Die Aufspaltung des Lebens in Alltag, Wissenschaft, Religion, Politik, Sex, Entertainment, Ästhetik etc. war historisch gesehen sicher sinnvoll und notwendig, um Erkenntnisse zu gewinnen und in tiefere Dimensionen zu gelangen, aber schon seit vielen Jahren plädieren Künstler, Schriftsteller, Philosophen, Naturmystiker, spirituelle Menschen und ökologisch orientierte Wissenschaftler nach den Jahrhunderten der Ent-Mystifizierung der Natur für die Neu-Entwicklung einer tiefen Einheit und Ganzheitlichkeit, sozusagen eine bewusste Form der Naturmystik.
Im Amerikanischen gibt es den Begriff der WILDLIFE-ART. Als solche verstehe ich meine Kunst: als Kunst der Wildnis, der unberührten Schönheit der Natur, die ich ausdrücken, die ich bewahren, die ich feiern möchte. Ich nenne sie spirituelle Wildnis-Kunst, weil sie die schamanische Verbundenheit mit der Natur zum Ausdruck bringen soll. Dies ist eine tiefe seelische Identifikation mit der Wildnatur, die über naturalistisches Betrachten und naturalistischer Reproduktion oder eher emotional geprägter romantischer Sehnsucht, die oft eher vage, diffus oder christlich (und damit meist eher naturfern - keine Frage: Caspar David Friedrich ist ein großartiger Künstler, den ich liebe ! ) ist, weit hinausgeht.
Es ist auch nicht nur eine realistische Kunst (was sagt der pauschale Begriff Realismus schon aus ! ), weil das Gewebe des Lebens, das Netz der wilden Natur, der wilden, natürlichen Landschaft zum Ausdruck gebracht wird. Somit ist es ein magischer oder symbolischer Realismus. Für den Schamanen ist die ganze wilde Natur beseelter Raum, spiritueller Raum, heiliger Raum: jeder Berg, jeder Fluss, jedes Tier, jede Pflanze, jeder Stein.
Meine Bilder wollen das zum Ausdruck bringen. Ho !
Silent Wolf, 2003
2. Progression oder Regression ? Zum Stellenwert der Landschaft und der Wild-Natur in der Kunst
Landschaft, die Natur oder die Wildnis scheinen für viele Künstler der sogenannten Moderne der letzten Jahrzehnte kein Thema zu sein. Viele mögen denken, dass die Landschaft oder die Wildnis ein Thema des neunzehnten Jahrhunderts gewesen war, und dass man heutezutage höchstens zerstörte Landschaft und Wildnis thematisieren könne. Das Schöne, das Heile, das Harmonische empfinden sie als reaktionär. Das mag vielleicht einmal so gewesen sein, in den sechziger Jahren, aber mittlerweile scheint es mir doch anders zu sein.
Zerstörte und kaputte Natur zu thematisieren ist heute eher reaktionär zu nennen, weil im Grunde der gegenwärtige Zustand als normal, als real zementiert wird, und vor allem weil keinerlei progressive Perspektive für die Zukunft aufgezeigt wird. Für das Heile und Harmonische sich zu engagieren, das hat seit einiger Zeit eine progressive Qualität bekommen, und die Ignoranz der Technokraten und die Abwehrhaltung scheinbar kritischer Leute zeigt das eigentlich auch. Eine progressive Qualität deshalb, weil nämlich genau das fehlt und dringend geschaffen werden muss: das Heile, das Harmonische, das Schöne, nicht nur in der Kunst, sondern auch im sozialen Bereich, in der Wirtschaft, die schon lange keine soziale Marktwirtschaft mehr ist, in der Politik, bei der Arbeit, in den Beziehungen etc. Schöne, heile, gesunde, ökologische Natur: wenn das nicht eine Perspektive für die Menschheit ist, was dann ?
Landschaft wird immer noch nur verbraucht, zugebaut, betoniert, künstlich umgestaltet, verschmutzt und verseucht. Jeder, der sich die gegenwärtige Wirklichkeit genau anschaut, weiß und sieht das. Eine schöne, bedeutungsvolle Landschaft ist progressiv, zeigt eine ganz neue Sicht auf, die über die Landschaftsmaler des neunzehnten Jahrhunderts hinaus geht, denn die hatten noch keine tiefenökologische Sichtweise damals. Auch von tiefgehenden spirituellen Sichtweisen wie dem Schamanismus hatten sie keine Ahnung.
Der Schamanismus ist eine globale Religion und Medizinpraxis, die eben nicht überholt ist, sondern die durch die Forschungen und Entwicklungen der letzten Jahrzehnte einen neuen, ganzheitlichen Stellenwert bekommen hat. So gesehen ist der Schamanismus modern und progressiv zu nennen. Manche Mediziner, die traditionelle Schulmedizin und den Schamanismus kennen, haben das längst aufgezeigt, z.B. Lewis E. Mehl. Wirklich progressive Leute können beides verbinden und wissen, wie das möglich ist.
Wildlife-Art kann man rein naturalistisch, wildbiologisch betreiben, die Wildnis sozusagen genau studieren und abbilden. Das ist eine Möglichkeit. Eine andere besteht darin, mehr die geistigen, spirituellen Aspekte zu betonen, ohne sich dabei von der Wildnatur zu entfernen, denn die ist und bleibt die Basis. Wenn die Welt noch weiter künstlich werden wird, dann bekommt Wildnis einen ganz neuen Wert, eine neue Bedeutung. Sich mit reiner, unzerstörter Natur zu beschäftigen, hat jetzt eine progressive Qualität erhalten, eben weil die Menschheit an der Zerstörung unterzugehen droht. Es geht somit nicht um Regression, Rückzug in die Natur, was vor über 100 Jahren eine Motivation gewesen war, sondern um die Bewahrung von etwas Wertvollem, um die Rückgewinnung von etwas Verlorenem, aber Notwendigem, nämlich: Harmonie, Gleichgewicht, Balance, Maß, Rhythmus etc. Immer noch von "Wachstum" zu reden, das ist ausgesprochen reaktionär, denn wir brauchen auf allen Gebieten dringend wieder die Balance und das natürliche Maß.
Wer heute (2003) noch subjektive Bilder malt, die nur um das eigene Ego kreisen, der ist reaktionär, denn die Phasen der Selbstdarstellung sind historisch erst einmal vorbei: es muss jetzt mehr um das Große Ganze gehen, um die Gemeinschaft, um das Miteinander, um die NATUR, um die ERDE, um das ÜBERLEBEN ALLER. Wer in der Kunst nur herumspielt oder experimentiert, der hat den Ernst der Lage nicht begriffen, verhält sich wie ein unreifes Kind - das ist psychologisch gesehen Regression und die Weigerung, die tatsächlichen Realitäten zu sehen. Wer alles als Show und Spiel sieht, hat ebenfalls nicht den Ernst der Lage erkannt und begriffen, das mag Kompensation oder Eskapismus sein. Wessen Kunst nicht den spirituellen Aspekt integriert, der bleibt auf einem meist nur emotionalem Niveau stehen.
Wichtig scheint es mir zu sein, positive Perspektiven und Orientierungen zu zeigen. Schöne, harmonische Wildnatur zeigt eine Welt auf, für die es sich zu leben lohnt, in der man gerne lebt. Sicher, es gibt Menschen, denen kann es nicht künstlich genug sein; die können ja den Mars besiedeln, meinetwegen. Aber ein wahrhaft sinnvolles menschliches Leben auf dieser Erde ist nur als ganzheitliches und ökologisches, harmonisches und friedliches denkbar.
Silent Wolf, 8.8.2003